Rastiland

...in einem unbekannten Land vor gar nicht allzulanger Zeit...

Donnerstag, Juni 21, 2007

Das Ende der Gluecksstraehne

Momentan frage ich mich, ob meine vorurteilsfreie Haltung anderen Nationalitaeten gegenueber nicht doch ein wenig naiv ist. Meine Handwerker, die mir das Badezimmer renovieren, sind Polen. Ehrliche, fleissige und handwerklich begabte Menschen, die auf den Londoner Money-Train aufgesprungen sind und nun kofferweise Pfunde nach Polen verschieben. Das Vorurteil, dass man besser alles an Wertsachen im Banksafe deponiert, waehrend man Menschen dieser Volksguppe unbeaufsichtigt in den eignen vier Waenden beschaeftigt, hielt ich bisher fuer ueberholt und ungueltig. Die Gespraeche mit dem Chef der Truppe liess fuer mich keinen Zweifel, dass ich es hier mit gebildeten Menschen zu tun habe, die schon seit vielen Jahren in Deutschland Erfahrungen gesammelt haben und sich dort einen guten Ruf erworben haben. Bis mich gestern der nette junge Mann, der bis dato so hingebungsvoll meine Waende gefliest hat, eines besseren belehrt hat.

Nachmittags rief mich dessen Chef aufgeregt an, dass irgendetwas nicht stimme. Er habe die Wohnung verschlossen vorgefunden, als er von einem Baumarkt-Trip wiedergekommen ist und weder Lukasz noch sein Vater, der den Tag geholfen habe, ans Handy gingen. Er habe einen Streit ueber Geld mit ihm gehabt, bevor er wegfuhr und den beiden ausserdem aufgetragen, ein paar Stellen, die offensichtlich verpfuscht waren, auszubessern. Da er ziemlich besorgt schien, habe ich mich sofort auf den Weg nach Hause gemacht. Dort angekommen stellte ich fest, dass die netten Herren nicht nur ein totales Chaos im ganzen Obergeschoss hinterlassen haben, sondern mich freundlicherweise um die schwere Last meines nagelneuen Laptops erleichtert haben. An der Stelle, wo ich das gute Stueck zum Laden geparkt hatte, lag nun ein ordentlich beschriebener Zettel mit dem Namen und der Handynummer des netten jungen Mannes, der scheinbar sehr erpicht darauf ist, polizeilich registriert zu werden. Meinen Anruf wollter jedoch scheinbar nicht so gern entgegennehmen - und das, obwohl ich gar keine polnischen Schimpfwoerter kenne...

Die sofort gerufene Polizei hat auch nur bis knapp nach Mitternacht gebraucht, um bei mir aufzutauchen, um das Protokoll aufzunehmen. Das nenne ich mal Effizienz. Da der Chef der Truppe mir die Personalien seines Schuetzlings hinterlassen hatte, konnte ich die beiden Officer dann auch mit allen Daten versorgen, die sie brauchen. Waehrend der endlosen Wartezeit tauschte der Chef der Polen dann aber immerhin meine Schloesser aus und versprach mir, entweder den Laptop wiederzubeschaffen oder mir die Kohle dafuer zurueckzugeben. Ich war in dem Augenblick nur froh, dass ich bisher noch nicht einen Penny bezahlt habe.

Der Verlust des Laptops ist sicher zu verkraften, zumal ausser hunderten von MP3s, die ich in stundenlanger Arbeit von meiner Schwester uebernommen habe, alle Daten eh noch auf einem Backupdrive liegen. Was mich nur so entsetzt hat ist, dass ich nun Leidtragende in einem Streit zwischen anderen bin und dass meiner Wohnung Gewalt angetan wurde. Nicht nur der Diebstahl (der allerdings als Einbruch behandelt wird, da Dinge aus einem Bereich geklaut wurden, der von mir nicht zur Benutzung freigegeben war) hat mich geschockt, es war vielmehr die Tatsache, dass jemand unrespektvoll mit meinem Eigentum umgeht, Teile meiner Wohnung verwuestet und sich erdreistet, Bereiche zu betreten, in denen er nichts zu suchen hat. Ich glaube nicht, dass ich mich auf absehbare Zeit in meiner Wohnung zu Hause fuehlen kann.

Sonntag, Juni 10, 2007

Streetcar

Normalerweise kommt man in London ja ganz gut ohne Auto klar. Beim allgemein herrschenden Parkplatzmangel und der Congestion Charge im Centrum hätte ich eh keinen Bock, ein eigenes Auto durchs allgemeine Verkehrschaos zu lenken. Nee, für gewöhnlich halte ich es umweltbewusst und fahre mit Bus und Bahn. Da ich aber ab und zu mal Schwereres zu transportieren habe und nicht immer meine fahrzeugbesitzenden Freunde zu Shoppingtrips motivieren kann, bin ich seit kurzem Mitglied bei Streetcar. Die haben an zig stellen in London VW Golfs stehen, die man sich mit halbstündiger Voranmeldung nehmen kann. Die Stunde kostet knappe 5 Pfund, Sprit ist inclusive. Gestern hatte ich nun mal Gelegenheit, das System anszuprobieren, da ich für mein Bad, das nächste Woche renoviert werden soll, Fliesen besorgen musste. Ich also hin zum Wohnort des Autos (das übrigens aus unerfindlichem Grund auf den Namen Ernie hört), meine Card auf den Leser hinter der Windschutzscheibe gehalten, eingestiegen, meinen Pin eingegeben, den Schlüssel aus dem Handschuhfach genommen und glücklich zum Fliesenhändler gefahren. Ich hatte schon beinahe vergessen, wie gern ich eigentlich Auto fahre. Und der nagelneue Golf ließ sich einfach klasse steuern. Als ich dann meine ca. 350 kg Fliesen eigeladen hatte, machte ich mir dann aber doch ein wenig Sorgen um die Stoßdämpfer und bin deshalb nur ganz vorsichtig zu Baumarkt gefahren, um mir ne Sackkarre für das In-die-Wohnung-Schleppen zu besorgen. Nachdem ich mir dann fast den Rücken mit zu schweren Paketen meiner bildschönen brasilianischen Fliesen ruiniert habe, habe ich das Auto wieder an seinen angestammten Platz gefahren und bin fröhlich aber erschöpft nach Hause gewackelt.

Donnerstag, Juni 07, 2007

Heat and Dust

Mein Reich hat sich diese Woche in ein Schlachtfeld verwandelt. Die Heizungsfritzen tun ihr bestes, eine neue Heizungsanlage einzubauen und produzieren dabei soviel Staub, wie man es sonst nur aus Italo-Western kennt. Aber okay, Putzen ist bei deutschen Frauen ja angeblich genetisch veranlagt, und so folge ich nun allabendlich meiner inneren Stimme direkt zum Besenschrank und schwinge den Wischmopp, da ichs nicht so recht leiden kann, wenn sich der Dreck festtritt. Leider gabs die letzten Tage kein warmes Wasser. Dem Fussboden macht das ja nichts weiter aus, kalt gewischt zu werden. Mein morgentliches Duschen habe ich Weichei dann aber doch lieber ins Fitness-Studio verlegt...